Mittwoch, 25. Juli 2007

Bin mal eben in Bayreuth

Vor einigen Wochen schrieb ich „Wer braucht schon Bayreuth“.
Der Meinung bin ich im Prinzip immer noch, aber wenn man durch Zufall an eine Karte für eine Generalprobe in Bayreuth, zumal der Götterdämmerung dirigiert von Christian Thielemann kommt, quasi wie die Jungfrau Maria zum Jesuskinde, da kann man natürlich nicht nein sagen. (Hier nochmals ein dickes „Danke!“ an Christine M. für die Organisation der zweiten Karte und an Sonja :) .)

Montag hat mich Sonja in Mannheim eingesammelt und dann ging’s auch ruckzuck durch’s Frankenland nach Bayreuth. Wirklich schöne Gegend und es machte Spass, den Staus in der Gegenrichtung zuzusehen.

Wir fanden dank Navi-System unseren Gasthof auch recht schnell, wo wir Zimmer reserviert hatten - und wurden mit einem wunderschönen „Montag Ruhetag“-Schild begrüßt. Tja, und wie isses nun mit dem einchecken? Welches Zimmer haben wir, wenn überhaupt und wo sind die Schlüssel?! Zufällig klärte sich das auch Dank einem netten Gast, der uns über den Ort der Schlüssel aufklärte. Das Zimmer war sehr nett und sauber, aber man war ja im Prinzip nur zum pennen da. Schnell umgezogen und schon wartete Christine mit dem Auto vor dem Gasthof. Nach dem Hallo ging’s erstmal Pizza essen. Dort wurden uns die wertvollen Karten überreicht, wo wir auch sofort unsere Namen eintragen mussten. Denn die Byreuther Festspielleitung ist da sehr streng.
Die Karten sehen eigentlich recht unspektulär aus. Naja, die Farbe is’ auch’n bisschen schwul, aber egal… Dass dafür Leute mehre hundert Euro bezahlen….
Karte-Bayreuth

Weiter ging’s dann zum „Grünen Hügel“. Ist schon ein tolles Gefühl, so die Allee rauf zum Festspielhaus zu fahren.
festspielhaus1
Wir fuhren dann einmal rum und bekamen einen groben Überblick, wo was ist und Tipps, wo man sich am besten bzw. günstigsten in den Pausen essenstechnisch versorgt. Ja, und nach einigem Lustwandeln ging’s dann auch los. Schon nervig, aber auch verständlich, dass man bei JEDEM betreten seine Karte vorzeigen muss. Die innere Anlage ist etwas unübersichtlich aber irgendwie stand ich dann auch in dem legendären Parkett. Es wirkt gar nicht so groß, aber die Dimensionen sind schon gigantisch. Vor allem wenn man weiter weg die Leute als Größenvergleich sieht.

Es war wie gesagt eine Generalprobe und Festspielstimmung kam dann auch nicht auf. Pünktlich um 16h wurden die Türen verschlossen, Licht aus und aus dem „Nichts“ kam dann dieser legendäre Orchesterklang. Das ist schon eine tolle Erfahrung, diese legendäre Bayreuther Akustik zu erleben, aber manchmal wünschte ich mir einfach etwas mehr „Power“ ;)

Die Pausen wurden mit in-der-Schlange-stehen-um-etwas-zu-trinken-zu-bekommen, Ansichtskarten kaufen und schreiben sowie über die Leute lästern verbracht.

Schließlich „organisierte“ ich noch einen originalen Besetzungszettel. Und das ging so:
In der letzten Pause heilt mannoch den Dienstweg ein und fragte eine der Aufsichtsdamen, ob man denn einen der Besetzungszettel, die aushingen, bekommen oder mitnehmen könnte. Eigentlich nicht, aber solange niemand was sieht und sagt… Ok. Also dann mal zurück an den Platz. Unterwegs stellte ich entsetzt fest, dass bereits der erste Besetzungszettelplatz mittlerweile leer ist. Mmh, die übrigen Besetzungszettel sind in diesen Plexiglashaltern, die kann man ja nicht einfach so nehmen... Nach dem letzten Akt siehrt man beim hinausgehen, dass sich viele Leute schonan den Plexiglashaltern zu schaffen machten. Mist, schnell auf die andere Hausseite: Dort ist schon alles leer. Verdammt, nochmals zurück. Der vorletzte Besetzungszettel wurde gerade herausgezogen und die Gruppe um den letzten Besetzungszettel war wohl feinmotorisch etwas überfordert, hatte aufgegeben und beschränkte sich auf ein Gespräch. Unter den kritischen Blicken der Gruppe schaute ich mir den Halter mal etwas genauer an, bekam ein „Das brauchen Sie gar nicht erst probieren, die kriegt man da nicht raus!“ an den Kopf geknallt und fummelte innerhalb von 2 Sekunden den Besetzungszettel aus dem Halter. Ich konnte mir ein grinsendes „Och, das geht ja doch!“ nicht verkneifen und drehte mich um.
Also ob das nicht amüsant genug wäre, wurde aber gleich mal von einem älteren Herren mit Anzug aufgehalten, der mich fragte, ob er denn den Zettel „mal ansehen“ könnte. „Klar dürfen sie den ansehen!“ und hielt ihn mit beiden Händen den Zettel zum bequemen lesen hin. Obwohl der Herr anstalten machte, den Zettel in die Hand zu nehmen, ließ ich nicht los. Ich wusste auch nicht warum, aber ich hielt das unterbewusst für notwendig. Ansonsten bin ich ja nicht so kritisch. Da es dem Herrn nicht gelang, den Zettel in seine Hände zu bekommen, las überflog er den Zettel (ich glaubte, einen ärgerlichen Schatten über sein Gesicht huschen zu sehen) und ging dann von dannen. Nach zwei Metern wiederholte sich das Spiel, diesmal aber mit einer Festspielbesucherin, die mit „Sie brauchen den Zettel doch nicht so krampfhaft festzuhalten!“ zumindets Verbal versuchte, meinen Griff etwas zu lockern. Selbstredend erfolglos… Wir waren ziemlich ko und es regnete und deshalb ging’s auch direkt zurück zum Gasthof.

Am nächsten Morgen gab es dann ein leckeres Frühstücksbuffet, man zahlte schon mal die Zimmer und dann ging es noch für ein paar Stunden wieder unter Christines Führung durch Bayreuth. Im Oskar’s gab’s ein seehr leckers und umfangreiches Mahl, einige Konditoreien wurden besucht und auch Sehenswürdigkeiten. Sehr amüsant, dass Christine an jeder Ecke irgendein ihr bekanntes Gesicht begegnete. In 90% der Fällen waren das Sänger aus dem Festspielchor. Aber man lief auch Regisseuren, Regieassistenten u.a. über den Weg.

Der Rückweg gestaltet sich weniger angenehm, da wir nun in eben jenem Stau landeten, dem wir auf dem Hinweg „zugeschaut“ haben. Zu früh gefreut. Aber schließlich kamen alle wohlbehalten wieder an. Eine wirklich sehr schöne Aktion und hoffentlich lässrt sich das irgendwann wiederholen .
Steffi (Gast) - 27. Jul, 15:52

Boah, weiß grad gar nicht was ich sagen soll. Mein Neid ist dir auf jeden Fall sicher! Du hast aber auch ein Glück...ist doch echt "cool" solche Freunde zu haben ;-)

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